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Titel
Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick


Autor(en)
Eder, Manfred
Erschienen
Düsseldorf 2008: Patmos Verlagshaus
Anzahl Seiten
255 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Christian Schmidtmann, Studienrat, Gymnasium St. Christophorus

Der Osnabrücker Kirchenhistoriker Manfred Eder hat sich viel vorgenommen: 2000 Jahre Kirchengeschichte beschreibt er auf 226 Seiten. Verständlich, dass sich das Buch vor allem an Studierende richtet und «Grundkenntnisse» vermitteln möchte. Dabei orientiert er sich, ganz traditionell, am «Wachstum und Entfaltung der Kirche in Zeit und Raum» (16), wobei sein nahezu ausschliessliches Augenmerk der europäischen und insbesondere deutschen Kirche gilt. So wird der Ausbreitung des Christentums auf dem Globus nur eine halbe Seite gewidmet. Kirche, das ist für Eder vor allem die Institution mit ihren handelnden Personen. Frömmigkeits- und kulturgeschichtliche Ansätze bleiben vollständig ausgespart, ein problemorientierter Zugang ist nicht zu erkennen. Für Eder stellt sich Kirchengeschichte als eine Abfolge «wichtiger Ereignisse und Entwicklungen» (13) dar, für die jeweils zu klären ist, ob die «geschichtliche Erscheinung» eine «historische Konkretisierung des Evangeliums» darstellt, oder «objektiv als Verfälschung und Abfall vom Evangelium» anzusehen ist. (16)

Bei der Auswahl dieser «wichtigen Ereignisse» bleibt Eder ganz in den Bahnen der traditionellen (katholischen) Kirchengeschichtsschreibung. Schon im Inhaltsverzeichnis wird deutlich, dass vor allem Päpste, Herrscher, Missionare, Ordensgründer, Konzilien und andere «Gross»ereignisse zu ihrem Recht kommen. 41 Seiten werden dabei der Alten Kirche von der Urgemeinde bis zum Konzil von Chalzedon gewidmet, auf 71 Seiten wird von der Germanisierung der Germanen bis zum Konzil von Basel die mittelalterliche Kirche abgehandelt und 86 Seiten bleiben von der ausführlich dargestellten Reformation bis zum Zweiten Vatikanischen Konzil für die katholische Kirche in der Neuzeit. Der Fliesstext wird aufgelockert von zahlreichen Abbildungen, Grafiken und Karten sowie durch eingeschobene, grau unterlegte Zusatzinformationen. Ferner wurden Teile des Textes, die besonders wichtig erschienen, fett oder kursiv gedruckt. Abgerundet wird das Buch durch ein sehr brauchbares Register.

Inhaltlich ist hervorzuheben, dass der Darstellungstext eher einem erzählenden, subtil wertenden, in älteren Darstellungen gebräuchlichen Duktus folgt, der einen analytischen Zugang durchaus in den Hintergrund treten lässt. Das fällt besonders im Bereich des Mittelalters auf. Bei Eder wurde beispielsweise ein «kraft- und machtlos gewordener römischer Staat durch die jungen Völker der Germanen überwältigt» (63), das «lebenskräftigste Volk der Germanen» verband sich bei der Taufe Chlodwigs mit «der zukunftsreichsten Richtung innerhalb des Christentums» (65), irische Mönche missionierten «mit Feuereifer» (67) oder es ereignete sich eine der «denkwürdigsten Szenen abendländischer Geschichte» (83 zur Kaiserkrönung Karls des Großen). Insgesamt ist die Darstellung allerdings fundiert und abgewogen, besonderes Engagement legt Eder an den Tag, wenn es um die klare Benennung und Bewertung antijudaistischer Tendenzen in der Geschichte der Kirche geht.

Das übersichtliche und didaktisch überzeugend gestaltete Buch ist sicherlich gut geeignet, sich Kirchengeschichte als «Stoff» für eine Prüfung anzueignen. Wer es intensiv gelesen hat, wird ohne Zweifel über eine Menge abfragbares Wissen verfügen. Wer allerdings an neuere Forschungsfragen und –themen herangeführt und problemorientiert zum historischen Denken angeregt werden möchte, dürfte enttäuscht werden.

Zitierweise:
Christian Schmidtmann: Rezension zu: Manfred Eder, Kirchengeschichte. 2000 Jahre im Überblick, Düsseldorf, Patmos, 2008. Zuerst erschienen in: Schweizerische Zeitschrift für Religions- und Kulturgeschichte, Vol. 103, 2009, S. 328-329.

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